„Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn“
Ein Basketballcoach verliert seinen Job am College, weil er immer wieder vor Wut explodiert.
Ein Kind hat einen Tobsuchtsanfall, weil es seinen Dickkopf nicht durchsetzen kann.
Mutter und Sohn schreien sich an, weil das Kinderzimmer ein einziges Chaos ist.
JEDER weiß, wie ein Wutanfall aussieht, und vielleicht sind wir auch schon selbst das ein oder andere Mal auf hundertachtzig gewesen. Auf der einen Seite denkt man vielleicht, Wut wäre etwas Schlechtes, das man unterdrücken muss. Auf der anderen Seite findet man dieses Gefühl aber auch oft berechtigt — besonders, wenn etwas gegen das eigene Gerechtigkeitsempfinden geht. In der Zeitung Die Welt wird eine Psychologin sogar mit den Worten zitiert: „Wut wird immer nur als etwas Schlechtes dargestellt, doch sie kann auch durchaus Gutes bewirken und zu Leistungen anspornen, die man sonst nicht zustande gebracht hätte.“
Wenn man da noch hinzunimmt, was der Apostel Paulus unter göttlicher Leitung schrieb, hört sich das eigentlich ganz sinnvoll an. Er räumte ein, dass Menschen ab und zu wütend sein können, als er riet: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Epheser 4:26). Sollte man seine Wut also rauslassen oder eher alles dafür tun, sie zu beherrschen?
SOLLTE MAN SICH LUFT MACHEN?
Bei dem, was Paulus schrieb, dachte er wohl an Psalm 4:4: „Seid zornerregt, doch versündigt euch nicht!“ (Menge). Nur, worauf wollte Paulus eigentlich hinaus? Er erklärte weiter: „Mit Bitterkeit, Jähzorn und Wut sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere, und vermeidet jede Feindseligkeit“ (Epheser 4:31, Hoffnung für alle). Paulus riet also in Wirklichkeit davon ab, dem Ärger Luft zu machen. In dem Beitrag in der Welt heißt es interessanterweise weiter: „ ‚Dampf ablassen‘ ist gesund, sagt der Volksmund. Dabei kann genau das Gegenteil der Fall sein. Psychologen warnen: Wer seine Wut nicht kontrolliert, wird bald von ihr kontrolliert.“
Wie schafft man es, mit Wut und den unangenehmen Folgen von Wutausbrüchen „nichts mehr zu tun zu haben“? Der weise König Salomo schrieb: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“ (Sprüche 19:11). Wie kann „Einsicht“ dabei helfen, nicht immer gleich aus der Haut zu fahren?
WIE EINSICHT ZORN VERLANGSAMT
Einsicht ist die Fähigkeit, eine Sache zu durchschauen. Das bedeutet, die Hintergründe einer Situation zu verstehen. Wie hilft das weiter, wenn man aufgebracht ist oder provoziert wird?
Ungerechtigkeiten können einen ziemlich aufregen. Wer sich dann von seinen Gefühlen steuern lässt und heftig reagiert, schadet womöglich anderen und auch sich selbst. So wie ein unkontrolliertes Feuer ein Haus zerstören kann, kann unkontrollierte Wut den Ruf und auch das gute Verhältnis zu anderen, sogar zu Gott, zerstören. Wenn es also anfängt, in einem zu kochen: innehalten und überlegen, was hinter der Situation steckt. Wer sich ein umfassendes Bild verschafft, wird seine Gefühle bestimmt besser in den Griff bekommen.
König David, der Vater von König Salomo, erlebte das in einer brenzligen Situation mit einem Mann namens Nabal. Um ein Haar wäre David für den Tod vieler Unschuldiger verantwortlich gewesen. Zum Glück half ihm jemand, das ganze Bild zu sehen. Damals beschützten David und seine Männer in der Berggegend von Juda Nabals Schafherden. Als die Schafschur anstand, bat David Nabal um etwas Verpflegung. Aber Nabal ließ ihm ausrichten: „Muss ich mein Brot und mein Wasser und mein geschlachtetes Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, nehmen und es Männern geben, von denen ich nicht einmal weiß, woher sie sind?“ War das nicht die Höhe?! David zog sofort mit ungefähr 400 Mann los, um Nabal und alle seine Männer zu töten (1. Samuel 25:4-13).
Nabals Frau Abigail hörte von dem, was passiert war, und wollte unbedingt mit David sprechen. Sie lief ihm entgegen, fiel auf die Knie und sagte: „Bitte hör deine Dienerin an, bitte lass es mich erklären!“ Dann machte sie David klar, wie dumm und unvernünftig ihr Mann war, und dass David es außerdem sicher bereuen würde, wenn er sich rächt und Unschuldige tötet (1. Samuel 25:24-31, Neue evangelistische Übersetzung).
So wurde die Situation entschärft. Zu welchen „Einsichten“ verhalf Abigail David? Zum einen klärte sie ihn darüber auf, dass Nabal einfach einen schlechten Charakter hatte und zum anderen brachte sie David dazu, über die Folgen seiner Rache nachzudenken. Manchmal kann man, wie David, ziemlich wütend werden. Was dann? „Dreimal tief durchatmen, dann bis Zehn zählen“, rät die Apotheken Umschau. Hält man inne und überlegt, was einen eigentlich gerade so wütend macht und was für Konsequenzen es hätte, dem ersten Impuls zu folgen, dann verlangsamt Einsicht den Zorn — oder er löst sich sogar ganz in nichts auf (1. Samuel 25:32-35).
Auch heute wird vielen zu „Einsichten“ verholfen, durch die sie ihre Wut besser in den Griff bekommen. Sebastian saß mit 23 Jahren in Polen im Gefängnis und lernte dort durch die Bibel, seine impulsive, jähzornige Art zu kontrollieren. „Ich frage mich zuerst, wo das Problem liegt“, erzählt er. „Und dann versuche ich, das umzusetzen, was ich aus der Bibel gelernt habe. Für mich ist die Bibel der beste Ratgeber überhaupt.“
Setsuo geht die Sache ähnlich an. Er sagt: „Wenn mich andere auf der Arbeit aufgeregt haben, hab ich normalerweise gleich mit ihnen rumgeschrien. Aber seitdem ich die Bibel kenne, explodier ich nicht gleich, sondern überleg stattdessen: ‚Liegt das Problem nur an den anderen oder liegt es vielleicht auch an mir?‘ “ Dadurch kann er wirklich seinen „Zorn verlangsamen“ und seine Gefühle besser beherrschen.
Wutgefühle können sehr stark sein, aber was in Gottes Wort steht, kann deutlich mehr Kraft entfalten. Wer Gott um Hilfe bittet und den Rat aus der Bibel umsetzt, kann seinen Zorn durch Einsicht verlangsamen und seine Wut unter Kontrolle haben.